Auf der Suche nach ein bisschen Abwechslung bin ich in meiner Steam Library über
Call of Juarez: Gunslinger gestolpert, das ich schon ewig mal spielen wollte, früher aber nicht ordentlich laufen wollte.

Was für ein schönes und vor allem stimmungsvolles Spiel

Macht richtig Spaß, sieht gut aus, klingt gut (wenn die Gewehrschüsse durch den Canyon hallen und man den Wind pfeifen und die Geier kreisen hört

) und biete jede Menge starkes Western-Gameplay. Schießereien und Duelle ohne Ende, gut verpackt in wirklich gut umgesetzte Mechaniken, die sich irgendwie schwer beschreiben lassen

Man muss Kugeln ausweichen, kann einen Bullettime-Modus aktivieren, hat zwischendrin Quicktime-Events und in Duellen muss man gleichzeitig mit der Maus den Gegner im Auge behalten und mit der Tastatur die eigene Hand möglichst dicht über dem eigenen Revolver schweben lassen und im richtigen Moment schnell reagieren und noch schneller zielen, um eine Chance zu haben. Wer länger als ein paar Zehntel Sekunden braucht, hat schon verloren. Und noch ein großer Pluspunkt: Auf »Hard« ist das Spiel tatsächlich herausfordernd, ohne unfair zu sein – und es gibt noch ne Stufe drüber, die man als New Game+ freischalten kann.
Beim Spielen sammelt man Erfahrungspunkte für möglichst spektakulären/geschickten Waffeneinsatz (Gegner erschießen gibt Punkte, Kopfschuss gibt Bonuspuntke, weite Distanz gibt Bonuspunkte, rennende Gegner geben Bonuspunkte, durch Wände/Deckungen schießen gibt Bonuspunkte …) und für das Einsammeln von speziellen Items (die tatsächlich recht gut versteckt sind, ich hab bis jetzt zumindest nicht so viele gefunden). Für jedes Level-Up kann man dann in einem von drei einfachen Skill-Trees Verbesserungen aussuchen:
Schneller zielen, längere Bullettime-Events, mehr Munition, schnelleres Nachladen, aber auch so Spielereien wie »einfacher Dynamit in der Luft zu zerschießen«. Als Bonus schaltet man dabei außerdem verbesserte Waffen frei, die einem das Spiel ein bisschen leichter machen (und außerdem hübscher aussehen).
Die Erzählweise erinnert ein bisschen an
Bastion, weil man gleichzeitig der (unzuverlässige) Erzähler und Spieler ist – was ganz nett gemacht ist, weil man öfter mal von Zuhörern unterbrochen wird, die nachfragen und Widersprüche korrigieren; so werden mitten im Spiel mal plötzlich aus Banditen Indianer, Szenen werden zurückgespult und unter neuen Voraussetzungen noch mal gespielt oder die Rettung in einer aussichtslosen Situation fällt buchstäblich vom Himmel – das gibt dem Spiel eine Dynamik, die mir ziemlich gut gefällt und setzt gleichzeitig auch den Rahmen für die episodenartige Erzählung, die einen ohne viel Umschweife von einem Schauplatz zum nächsten schickt. Das macht das Spiel schön knackig und schnell, Langeweile kommt da nicht auf. Die Speicherpunkte sind auch sehr großzügig gesetzt, sodass es auch nicht schlimm ist, öfter mal den Löffel abzugeben (was zumindest mir regelmäßig passiert

).
Als Kritikpunkt würde mir vielleicht höchstens die Bewegungsfreiheit einfallen, man kann zwar prinzipiell rennen und springen, aber meistens heißt ein Baumstamm oder eine Kiste im Weg, dass man außenrum gehen muss. Große Freiheiten hat man bei der Wegfindung also nicht, was sich in einer so detailreichen und weitläufigen Umgebung manchmal ein bisschen seltsam anfühlt. Aber da kann ich drüber hinwegsehen